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Nr. 75571
IHK zu Kiel

Knud Hansen als Präsident der IHK zu Kiel wiedergewählt

In der konstituierenden Sitzung der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Kiel am 25. April 2024 wurde der Kieler Unternehmer Knud Hansen einstimmig im Präsidentenamt bestätigt. Neben ihm wurden vier Vizepräsidenten gewählt. Die Vollversammlung – in der rund zwei Drittel der Mitglieder erstmalig vertreten sind – entschied, eine Hälfte des Präsidiums unbesetzt zu lassen und in den kommenden Monaten mit neuen Gesichtern und Ideen zu besetzen.  
Zu Beginn des Jahres 2024 wählten die 70.000 Mitgliedsunternehmen für fünf Jahre ihre neue Vollversammlung. 60 Unternehmerinnen und Unternehmer aus allen Branchen, Betriebsgrößen und Regionen des Kammerbezirks bilden ab sofort das “Parlament der Wirtschaft”. An dessen Spitze wurde zum zweiten Mal Knud Hansen als IHK-Präsident gewählt. Neben stationären Sportgeschäften betreibt der Kieler Unternehmer mehrere Online-Shops. Hansen verfügt über große Erfahrungen in der Wirtschaft und im Ehrenamt bei der IHK, im Handelsverband sowie bei INTERSPORT Deutschland. Verheiratet und Vater von fünf Kindern, gehört er seit mehr als zwei Jahrzehnten der IHK-Vollversammlung an. 
Hansen skizzierte die Herausforderungen der kommenden Amtsperiode: “Die Krisen der letzten Jahre haben unterstrichen, wie wichtig es ist, permanent auf optimale wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen hinzuwirken. Zwei von drei Firmen bei uns im Land sind aktuell unzufrieden mit den Gegebenheiten. Das müssen wir dringend verbessern und Standortbedingungen schaffen, die mehr Ansiedlungen als Abwanderungen auslösen. Als IHK am Sitz der Landesregierung sehen wir uns im Kurs bestätigt, im Namen unserer Mitglieder aktiv und lautstark politische Interessenvertretung zu betreiben.” Hansen sieht Schwerpunkte der IHK-Arbeit in der Transformation hin zum klimaneutralen Industrieland, im Infrastrukturausbau, im Erhalt der Innovationsfähigkeit sowie im Entgegenwirken des Fachkräftemangels. Darüber hinaus sei es wichtig, den Unternehmen Freiheiten zurückzugeben und Bürokratie zielführend zu gestalten. 
60 Gewählte wurden während der konstituierenden Sitzung als Vollversammlungsmitglieder vereidigt und repräsentieren die Branchen im Kammerbezirk. Sie bestimmen die wirtschaftspolitische Ausrichtung der IHK und treffen Entscheidungen zur Zukunft des Wirtschaftsstandorts, einschließlich der Festlegung des IHK-Haushalts und der Beiträge. Die Vollversammlung wählte zudem vier Vizepräsidenten aus ihrer Mitte, die zusammen mit Hansen die vielfältigen Branchen und Regionen des Kammerbezirks repräsentieren: Andreas Alexander Eule (WALTERWERK KIEL GmbH & Co. Kommanditgesellschaft), Björn Petersen (John Spiering GmbH & Co.KG), Tillmann Schütt (Gebr. Schütt KG (GmbH & Co.) sowie Klaus-Hinrich Vater (Vater Holding GmbH). 
Beigefügt finden Sie Fotos zur redaktionellen Verwendung. Als Bildhinweis verwenden Sie bitte “IHK / Frühling”.
Medieninformation der IHK zu Kiel vom 26. April 2024
23. April 2024

A-20-Urteil in Leipzig: Endlich Licht am Ende des Tunnels!

Die Entscheidung für das Herzstück der A 20 ist gefallen: für den Elbtunnel herrscht Baurecht. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat heute, 23. April, eine Klage von Umweltverbänden gegen den Bau des A-20-Elbtunnels abgewiesen. Der Planfeststellungsbeschluss des Landes ist damit rechtskräftig. Dazu äußert sich Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein:  
“Das Jahr 2024 wird vermutlich darüber entscheiden, ob die A 20 endlich gebaut oder sie ein misslungenes Jahrhundertprojekt bleibt. Wir sind froh, dass die Leipziger Richter mit ihrem Urteil anerkennen, dass die Planer der DEGES ihre Hausaufgaben gemacht haben. Das Votum des Gerichts sehen wir als Bestätigung, dass die Genehmigungsverfahren verbessert wurden, und diese berechtigte Umweltbelange berücksichtigen. Am konkreten Beispiel Elbtunnel sehen wir, wie wichtig eine Stichtagsregelung ist, damit neue Regulierungen seit Jahrzehnten andauernde Planverfahren nicht mehr behindern können.“
Schleswig-Holstein hat in den letzten zwölf Jahren drei Baugenehmigungen für A-20-Abschnitte erteilt. Alle drei wurden für rechtswidrig erklärt. Im Ergebnis wurde seit 15 Jahren kein Kilometer Autobahn im Rahmen des wichtigsten norddeutschen Straßeninfrastrukturprojekts gebaut. “Hamburg ist Deutschlands Staumetropole Nr. 1 und Schleswig-Holstein leidet als Transitland stark darunter. Northvolt, die Energie-Terminals im Brunsbütteler Hafen oder der Fehmarnbelt-Tunnel bringen positive Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung im Norden. Nur: Unsere Infrastruktur kommt immer öfter an ihre Grenzen und es gibt keine Ausweichrouten. Wir brauchen endlich ein Einsehen, dass uns die Energiewende und der Wandel hin zum klimaneutralen Industrieland nicht über die Dorfstraßen gelingen können. Die volkswirtschaftlichen Kosten tragen wir alle: Wirtschaft, Verkehrsteilnehmer und Umwelt. Die A 20 mit einem zweiten Elbtunnel bei Glückstadt kann und wird diese Probleme erheblich reduzieren.“ 
Bezogen auf die weiteren Schritte mahnt der IHK-Präsident an, Fehlerheilungsverfahren und Planfeststellungsverfahren zügig abzuschließen: “Auch wenn jetzt für den vollständigen Elbtunnel unanfechtbares Baurecht vorliegt, darf der Bau erst beginnen, wenn für angrenzende Autobahnstücke auf beiden Seiten der Elbe Baurecht da ist. Hier brauchen wir das beschworene Deutschland-Tempo, weil weitere Klagen erwartbar sind. Statt Blockade durch juristische Spielchen sollten wir zu einem konstruktiven und vorwärtsgerichteten Dialog zwischen den Beteiligten zurückkehren.“  
Goldbeck betont, dass Umweltbedenken ernst genommen werden müssten. Der Bau des A-20-Tunnels werde mit den neuesten ökologischen Baustandards durchgeführt, unter dem Einsatz moderner, umweltschonender Technologien, um die Klimaauswirkungen zu minimieren. Dieses Urteil sei auch ein deutliches Zeichen an die Bundespolitik, die Finanzierung des Tunnels und der Anschlussabschnitte zu planen. Es wäre ein Affront, wenn nach Jahrzehnten rechtskräftige Planungsbeschlüsse vorliegen und dann kein Geld zum Bau eingeplant sei.
Medieninformation der IHK Schleswig-Holstein vom 23. April 2024
28. März 2024

#bestekönner: IHK zu Kiel ehrt 34 beste Azubis der Winterprüfung

Die IHK zu Kiel hat ihre besten Auszubildenden geehrt: In der Winterprüfung 2023/2024 wurden 1.303 Azubis in vielen Berufen – von Automobilkaufleuten und Fachlageristen bis hin zu Kaufleuten für Digitalisierungsmanagement – geprüft. Die 34 Besten wurden zusammen mit ihren Ausbildungsbetrieben in den Holstenhallen in Neumünster ausgezeichnet.
Vor etwa 200 Gästen aus Wirtschaft, Bildung und Politik unterstrich IHK-Präsident Knud Hansen die Bedeutung der Anerkennung exzellenter Ausbildungsleistungen. Hansen hob hervor, dass neben den Prüfungsbesten auch die Ausbildungsbetriebe, Ausbildenden, Prüfenden und Berufsschullehrkräfte wesentlichen Anteil am Erfolg hätten. “Die duale Ausbildung ist unsere beste Antwort auf die sich zuspitzende Fachkräftekrise. Sie als Absolventinnen und Absolventen haben bestimmt schon realisiert, wie gefragt Ihre Qualifikationen sind. Fachkräfte sind das Rückgrat der Wirtschaft: Sie treiben Innovationen voran, erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit und sind entscheidend für das Wachstum und die Prosperität von Unternehmen und Volkswirtschaften. Überlegen Sie in Ruhe gemeinsam mit Ihrem Betrieb, wie es weitergehen kann. Es gibt sehr vielversprechende Möglichkeiten der Aufstiegsfortbildung wie die Weiterbildung zum Fachwirt und Meister.“
Alexander Kraft, Leiter der Abteilung für Schulentwicklung und -aufsicht im Bildungsministerium, überreichte gemeinsam mit Knud Hansen und dem Hauptgeschäftsführer der IHK zu Kiel, Jörg Orlemann, Urkunden und einen Thermobecher mit dem Aufdruck #bestekönner sowie Geschenke von den Beruflichen Schulen. “Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen, durch die dynamische Entwicklung, die Dekarbonisierung, Klimawandel, Digitalisierung und die Nutzung der Künstlichen Intelligenz bedeuten. Mit Ihrer Ausbildung können Sie Teil dieser Entwicklung sein und einen entscheidenden Beitrag zur Zukunft unseres Landes leisten. Ich gratuliere Ihnen herzlich zu Ihrer herausragenden Prüfungsleistung auch im Namen von Bildungsministerin Karin Prien. Wir wünschen Ihnen einen guten Start in einen neuen Berufsabschnitt“, sagte Kraft.
In einer Liste (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 210 KB) finden Sie alle 34 Prüfungsbesten.
Medieninformation der IHK zu Kiel vom 28. März 2024
8. März 2024

Erste Partnerschaft zur digitalen Bildungsinitiative IT2School zwischen Hans-Böckler-Schule und Danfoss in Neumünster

Die IHK zu Kiel hat eine Kooperation mit der Wissensfabrik geschlossen. Der Verein setzt sich dafür ein, MINT-Bildung nicht nur als reine Wissensvermittlung zu sehen. Vielmehr sollen Kinder und Jugendliche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (kurz: MINT) erleben und begreifen können. Im Rahmen der Kooperation ist heute (7. März 2024) die erste Lernpartnerschaft zwischen Wirtschaft und einer Schule vorgestellt worden: Das Industrie-Unternehmen Danfoss Power Solutions und die Hans-Böckler-Schule wollen gemeinsam junge Menschen mit der Bildungsinitiative IT2School für die IT begeistern. 
IT2School –Gemeinsam IT ist ein Bildungsprojekt, das Kindern und Jugendlichen ein Verständnis von Informationstechnologie vermittelt. IT2School blickt hinter die Kulissen der digitalen Welt und vermittelt grundlegendes IT-Wissen und Medienkompetenz. Anhand technischer Aufgaben, wie einfaches Programmieren oder QR-Codes erstellen, können sie zudem IT-Systeme erforschen und entdecken. Das 2016 ins Leben gerufene Projekt bietet dazu verschiedene digitale und analoge Lernmodule mit hohem Praxiswert an. Das Basismodul "Internetversteher" erklärt zum Beispiel mit Pappaufstellern, wie Informationen im World Wide Web übertragen werden. Mit dem Modul "Mein Anschluss" können Schülerinnen und Schüler nachvollziehen, wie aus Stromimpulsen Buchstaben werden. Alle Module sind in der Grund- und weiterführenden Schule einsetzbar.  
Thore Hansen, Bildungsexperte der IHK zu Kiel, machte deutlich, warum die IHK das Projekt unterstützt: "Die Medien- und Digitalkompetenz wird altersmäßig gefördert. Auch Lehrkräfte ohne IT-Fachkenntnisse können dank pädagogischer Lernkonzepte und Materialien das Projekt leiten. Das Thema IT wird den Heranwachsenden schon frühzeitig und zum Anfassen nähergebracht. Solange wir in Schleswig-Holstein kein flächendeckendes Pflichtfach Informatik haben, kann IT2School die digitale Bildung in Schulen unterstützen und dazu beitragen, auf das Leben und Arbeiten in einer digitalisierten Welt vorzubereiten." 
Jan Widderich, Ausbildungsleiter der Firma Danfoss Power Solutions, erläuterte die Intention, sich in der Lernpartnerschaft zu engagieren: "Als Industrie-Unternehmen (Danfoss Power Solutions) am Standort in Neumünster wollen wir mit den Schulen gemeinsam Verantwortung übernehmen. Durch die Unterstützung des IT2School Projekts verbessern wir den Austausch und die Zusammenarbeit mit der Hans-Böckler-Schule und können bei den Schülerinnen und Schülern den Stellenwert der MINT-Berufe fördern." 
Matthias Langecker, Lehrkraft an der Hans-Böckler-Schule, berichtete aus Sicht der Schule: "Wir sind froh, dass die Hans-Böckler-Schule die Möglichkeit bekommen hat, im Rahmen unserer Kooperation mit der Firma Danfoss an dem Projekt IT2School teilzunehmen. In der praktischen Umsetzung des Bildungsprojektes ist mir als Lehrkraft besonders aufgefallen, dass die Schülerinnen und Schüler ohne große Vorkenntnisse schnell in die einzelnen Module einsteigen konnten und dass der hohe Anteil praktischer Übungen eine starke Motivation ausübte, sich intensiver mit den angebotenen Themen auseinanderzusetzen. Das Projekt macht ihnen deutlich, wie wichtig Informationstechnik im Alltag ist und dass sich in diesem Bereich ein weites Berufsfeld aufspannt.” Hansen betonte, dass gerade für MINT-Berufe wie zum Beispiel IndustriemechanikerIn, ElektronikerIn für Betriebstechnik oder ZerspanungsmechanikerIn die Nachwuchssuche in den vergangenen Jahren schwerer geworden sei. Während die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge noch unter dem Vor-Corona-Niveau liegt, bewerten 63 Prozent der Unternehmen den Fachkräftemangel laut IHK-Konjunkturumfrage als Geschäftsrisiko. Für Schleswig-Holstein prognostiziert die Fachkräfteprojektion eine Fach- und Arbeitskräftelücke von mehr als 180.000 Stellen im Jahr 2035. Ein besonderer Engpass sei in den technischen Berufen zu erwarten, die für die Energie- und Mobilitätswende benötigt werden. "Die IHK zu Kiel sieht in dem Projekt eine Stellschraube, um Werbung für die MINT-Berufe und die Duale Ausbildung zu machen und damit dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken", so Hansen. Die Kooperation mit Unternehmen ermöglicht Schulen die kostenlose Teilnahme und bietet Lehrkräften Einblicke in die Digitalisierung der Arbeitswelt. Interessierte Unternehmen, die daran mitwirken wollen, eine digital- und medienkompetente Generation zu entwickeln, können sich bei der IHK zu Kiel melden.  
Kontakt: 
Bente Madsen-Kragh 
Telefon: (0431) 5194-254 
E-Mail: bente.madsen-kragh@kiel.ihk.de 
Beigefügt finden Sie drei Fotos zur redaktionellen Verwendung. Als Bildhinweis verwenden Sie bitte "IHK / von Borstel”. 
  • Auf Bild 1 zu sehen sind (v.l.n.r.): Nils Maag (Director Operations Service bei Danfoss), Anja Hensgen (Lehrkraft für Berufsorientierung an der Hans-Böckler-Schule), Schulleiter Thorsten Petersen, Thore Hansen (Bildungsexperte der IHK zu Kiel) sowie Jan Widderich (Ausbildungsleiter bei Danfoss). 
  • Auf Bild 2 zu sehen sind Jaeden Reimers und Novalie Thomaka, die eine selbstprogrammierte App vorstellen, ein Mini-Spiel, in dem mit einer Schale Gegenstände eingefangen werden müssen.  
  • Auf Bild 3 zu sehen sind Pharell Nils (links) und Oskar Gajewski, die einen selbstgebauten Morseapparat verwenden und damit ihre Namen morsen.  
Medieninformation der IHK zu Kiel vom 8. März 2024
5. März 2024

Verantwortung. Vorbild. Veränderung.: IHK zu Kiel widmet Jahresempfang HORIZONT der Zukunft des Unternehmertums

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Kiel feierte am Dienstag, 5. März, im Kieler Ostseekai ihren Jahresempfang HORIZONT 24, das wirtschaftspolitische Top-Event zwischen Elbe und Ostsee. Dabei widmete sie sich unter dem Motto “Verantwortung.Vorbild.Veränderung“ der Zukunft des Unternehmertums. Um die “Unternehmensunlust“ zu überwinden, brauche es einen Imagewandel, mehr berufliche und unternehmerische Bildung sowie ein gesellschaftliches und politisches Umfeld, das Unternehmensgründung und -nachfolge ermöglicht, sagte IHK-Präsident Knud Hansen.
Deutschland erreicht im Global Entrepreneurship Monitor nur einen Platz im hinteren Mittelfeld. Jährlich gibt die Studie Aufschluss über unternehmerische Aktivitäten, Gründung und Gründungseinstellungen. Gleichzeitig ist der Generationswechsel in vollem Gange: So sind in Schleswig-Holstein von 2022 bis 2026 rund 6.700 Unternehmen übergabebereit – nur fehlen die Interessenten. Derweil steigen die Anforderungen für Firmenlenker immer weiter, denn die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden schlecht bewertet wie lange nicht. Wer traut sich, in diesem wirtschaftlichen Umfeld ein Unternehmen zu übernehmen oder zu gründen? Das diskutierte die IHK zu Kiel mit Fachleuten sowie Unternehmerinnen und Unternehmern.
“Die deutsche Unternehmungsunlust wird auf breiter Front sichtbar. Ich bin davon überzeugt, es mangelt nicht an der Eignung der Menschen. Es sind insbesondere externe Faktoren wie ein unsicheres Umfeld zum Investieren, marode Infrastruktur und die schleppende Digitalisierung. Wer sich davon noch nicht hat abschrecken lassen, zu gründen oder ein Unternehmen zu übernehmen, der wird öffentlich mit Klischees konfrontiert. Doch mit Stereotypen fangen wir heute an, aufzuräumen. Wir retten den Unternehmergeist!“, sagte IHK-Präsident Knud Hansen. Unternehmerinnen und Unternehmer seien häufig Menschen, die sich gesellschaftlich einbringen, zum Beispiel in der Feuerwehr oder der IHK-Vollversammlung, ihre Mitarbeitenden freistellen und durch Gewerbesteuern zum Wohlstand und zur Standortentwicklung beitragen.
Ein Ergebnis der IHK-Nachfolgestudie ist jedoch, dass jedes zweite Unternehmen (47 Prozent) keine passende Nachfolge findet. Als einen Grund machte Hansen hohe bürokratische Hürden aus. „Unternehmensübergaben, Nachfolgen und Gründungen sind für alle Beteiligten schon herausfordernd genug und nicht selten emotional. Hier ist es wichtig, dass diese Prozesse nicht durch bürokratische Anforderungen erschwert werden“, sagte Hansen in Richtung Politik. Weil das keine Herausforderung sei, die die Betriebe allein lösen können, engagierten sich die IHKs in der Nachfolgeinitiative der Landesregierung. „Das ist ein Paradebeispiel, was Wirtschaft und Politik erreichen können, wenn sie gemeinsamen handeln, Aufmerksamkeit für ein Thema erzeugen und Ideen entwickeln. Hier macht die Landesregierung richtig gute Arbeit, die wir ausweiten wollen – zum Beispiel auf die berufliche und unternehmerische Bildung.“
Ziel von Politik und Wirtschaft müsse sein, mehr Entrepreneurship Education in die Schulen zu bekommen. Hansen: „Das heißt nicht, dass jeder und jede ein Unternehmen gründen muss. Es geht um unternehmerisches Denken und Handeln, um Entscheidungsfähigkeit, Kreativität und darum, Rollenklischees abzubauen.” Auch mit einer beruflichen Ausbildung könne der Einstieg in das Unternehmertum bereits beginnen. Immer häufiger erfolge die Nachfolge auch durch gezielte innerbetriebliche Personalentwicklung. Mit beruflicher Weiterbildung ließen sich Fähigkeiten zum Gründen, Übernehmen und Führen eines Unternehmens schärfen. „Aktuelle bildungspolitische Diskussionen und Entscheidungen, wie Schulstandortschließungen und der Ausschluss von Auszubildenden aus dem Bildungsticket, gefährden Bildungschancen und sind im Lichte der Überakademisierung das falsche Signal“, kritisierte der IHK-Präsident.
Schleswig-Holstein sei eine Region mit großen Chancen und Perspektiven, sagte Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen im Gespräch auf der Bühne mit Knud Hansen. „Unser Land setzt Kurs auf die Zukunft. Wir wollen klimaneutrales Industrieland bis 2040 werden. Die Energiewende bietet ebenso wie die digitale Transformation enorme Potenziale. Dieser Wandel, die Bewältigung der aktuellen Herausforderungen und die Sicherung unseres Wohlstands gelingen uns nur mit einem erfolgreichen Unternehmertum, das Zukunftsinvestitionen nicht scheut, Motor für innovative Lösungen und treibende Kraft hinter unserem Fortschritt bleibt. Dafür braucht es Mut, Kreativität, Gestaltungswillen und außergewöhnliches Engagement. Diesen Unternehmensgeist wollen wir unterstützen und fördern. Mit der Unternehmensnachfolge-Initiative möchte die Landesregierung junge Menschen für den Schritt in die Selbstständigkeit begeistern oder mit der Entrepreneurship Education in Schulen dazu inspirieren, zu gründen.“
Im Experten-Panel diskutierte die IHK mit Gästen die gesellschaftliche Bedeutung des Unternehmertums und Ansätze für einen Imagewandel. Bärbel Boy, Gründerin, Unternehmerin und Sozialforscherin, präsentierte eine Neufassung der Studie „Rettet den Unternehmergeist!“. Darin sieht eine Mehrheit von 80 Prozent der Befragten Unternehmerinnen und Unternehmer als „profitgetrieben“, während 83 Prozent glauben, dass Unternehmertum spezifische, teils negative Charaktereigenschaften erfordere. So kritisierte Boy, dass sich das Unternehmerbild auf amerikanische Tech-Giganten reduziere, was lokale Innovatoren oder den Bäcker von nebenan ausblende. Die Kielerin betonte den Gegensatz zwischen der Realität des Unternehmertums, geprägt von Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmtheit, und der öffentlichen Wahrnehmung, die Unternehmertum mit dem Verlust von Freiheit gleichsetzt. Boy: „Das stereotype Bild in der Bevölkerung ist gefährlich. Es steht in einem krassen Gegensatz zu den Hoffnungen, die Politik in unternehmerische Innovationen zur Überwindung der gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft setzt.“ Boy argumentierte, dass Unternehmergeist essenziell für die Innovations- und Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft sei.
Sarna Röser, ehemalige Bundesvorsitzende der Jungen Unternehmer und designierte Unternehmensnachfolgerin, teilte in der Keynote ihre Vision für eine neue Unternehmergeneration. „Die Herausforderungen der globalen Gesellschaft erfordern verantwortungsvolles Unternehmertum, langfristiges Denken und Handeln sowie die Übernahme von Verantwortung, insbesondere von Familienunternehmern“, sagte Röser. Es sei Zeit, mutig Position zu beziehen, für Überzeugungen und Werte einzustehen und politisches Engagement als Pflicht zu sehen, um den Wirtschaftsstandort durch Unternehmergeist, Erneuerung, soziale Marktwirtschaft und Innovation zu stärken. Röser: „Angesichts rückläufiger Gründungszahlen und der Schwierigkeit, Unternehmensnachfolger zu finden, ist es essenziell, junge Menschen früh für das Unternehmertum zu begeistern und ihnen als authentische Vorbilder aufzuzeigen, dass Unternehmertum etwas Positives ist. Statt Unternehmer als Bösewichte zu sehen, sollten deren Innovationskraft, Leistungsbereitschaft und Risikobereitschaft mehr anerkannt und gefeiert werden“, sagte die Familienunternehmerin.
Fotos von der Veranstaltung finden Sie im Laufe des Abends (ab ca. 21 Uhr) unter diesem Link: https://fabianfruehling.de/picdrop/vtDvCJ5DmD
Über HORIZONT
Horizont ist der Jahresempfang der IHK zu Kiel. Mit mehr als 1.000 Gästen, darunter Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung, ist Horizont die wichtigste wirtschaftspolitische Veranstaltung zwischen Ostsee und Elbe und Anschubgeber für den Diskurs in Schleswig-Holstein. Die Titelthemen setzen Impulse zu komplexen wirtschaftspolitischen Debatten, zeigen Lösungsansätze und adressieren Forderung wie Angebot an Politik und Verwaltung.
Medieninformation der IHK zu Kiel vom 5. März 2024